Musik und
Transzendenz






Samstag, 23. Februar 2019, 20:00 Uhr
Dreifaltigkeitskirche Bern

᾽Εν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος

ein philosophisches Konzertprojekt

 

String II - Graviton

 

String II – Graviton ist der zweite Teil eines größer angelegten Werkzyklus aus vier selbständigen, voneinander unabhängigen Stücken, von denen jedes von jeweils unterschiedlichen Aspekten der Stringtheorie angeregt ist.

Nach der Stringtheorie, dem aktuell einzigen physikalischen Theorem, das alle vier Elementarkräfte (Elektromagnetismus, starke und schwache Kernkraft und Gravitation) zu vereinen vermag, bisher jedoch rein hypothetisch ist, gehen, stark vereinfacht gesagt, alle Materieteilchen sowie alle Wechselwirkungen auf kleinste eindimensionale Grundbausteine, den strings zurück, die sich am ehesten als winzige schwingende Fäden vorstellen lassen. Je nach Schwingungszustand der strings generieren diese die unterschiedlichen Materieteilchen und letztlich auch die Eichbosonen, die Voraussetzung für die vier Elementarkräfte, wie etwa das gravitationsvermittelnde Graviton. Mathematisch führt dieses Modell zu einem 11-dimensionalen Universum.

Künstlerisch faszinierend empfand ich dabei die Vorstellung, aus einem einzigen, winzigen Urelement heraus nach und nach die ganze Vielfalt des hochkomplexen Werkkosmos zu gebären und zwar innerhalb eines multiplen, vielfach verzahnten Prozesses, der dabei immer wieder in völlig neue, ungeahnte Klangräume führt, die, so extrem verschieden sie auch sind, sich doch letztlich auf dieses Element zurück führen lassen.

So erwachsen z.B. im ersten Teil des Werks, der einer Art `Geburt der Tonhöhe´ entspricht, aus dem flächigen, völlig planen Rauschen (einer Art „Uratem“) des Beginns und dessen zunächst scheinbar rein kammermusikalischen Interagieren nach und nach Felder mannigfaltigster Geräuschfluktuation, in die sich prozessual immer mehr Ton-Anteil mischt, um schließlich in einem, sich immer mehr verdichtenden (Zeit-) Strudel maximaler Gravitation jäh zusammen zu brechen und dabei völlig unerwartet – quasi als Resonanz – den Ton a2 in unverfremdeter Klarheit in den (Welten-) Raum zu schleudern …

… bis dieser dann selbst wiederum neue Schwingungsnetze entwickelt.

… faszinierende Vielfalt immer wieder neuer Klanguniversen und multipler energetischer Prozesse …

… um am Ende das gehaltene Kontra-C des Kontrabasses und das d5 der Violine aus dem Geschehen herauszuschälen

… sozusagen maximale Weite des Horizonts bei gleichzeitigem Auflösen der Zeit …

String II – Graviton ist ein Kompositionsauftrag der Wigmore Hall, London mit freundlicher Unterstützung von André Hoffmann, Präsident der Fondation Hoffmann, Schweiz , und des Ensemble Modern.

Michael Quell

 

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© Chr. M. Moosmann